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Wandern und Whisky - Max' Speyside Way Teil 2
4 Minute(n) Lesezeit
07 Juni 2018
Wandern und Whisky - Max' Speyside Way Teil 2

Today's rain is tomorrow's whisky!

Oder: von Regen zu Sonnenschein zu Sturm, von Nord nach West nach Süd, vom Meer über den Fluss in die Berge und von Whisky zu Bier zu Porridge auf dem Speyside Way! Hier ist der zweite Teil des Reiseberichts über mein Abenteuer in der Whiskyregion im Osten Schottlands.

Tag 4: Ballindalloch nach Tomintoul

Der nächste Morgen zeigte sich milder als erwartet und ich konnte mich nach einem sehr delikaten Frühstück mit Rührei und schottischem Lachs mit frischem Mut und gut gestärkt auf den Weg machen. Doch schon nach wenigen Metern kam der erste Schwall von oben und ich war trotz Regenhose und doppelter Regenjacke nass bis auf die Haut. Innerlich verfluchte ich meine Entscheidung nicht mit dem Gepäcktransport mitgefahren zu sein. Der einzig trockene Ort den ich finden konnte um mich umzuziehen war eine Bushaltestelle. Eine BUSHALTESTELLE! Meine Laune hellte sich etwas auf als ich sah, dass von hier ein Bus bis nach Glenlivet fährt - und verdunkelte sich wieder als ich die Zeiten auf dem Fahrplan sah: Normalerweise 2 mal am Tag. Heute, am Sonntag, leider gar keine Verbindung. Mobiles Netz gab es hier auch nicht, also blieb mir nichts anderes übrig als weiterzulaufen, zumindest die halbe Strecke bis zum nächsten Ort. Ich wartete also eine Weile in meinem Unterstand, bis der Regen ein bisschen nachließ und machte mich dann mit Zweitgarnitur auf den Weg Richtung Tomintoul. Schon nach kurzem Anstieg wurde ich dafür mit den schönsten Ausblicken des ganzen Weges belohnt.  Als dann noch die Wolkendecke aufriss und einige Sonnenstrahlen durchscheinen ließ war ich gänzlich versöhnt. Der Weg war zwar durch die starken Regenfälle sehr beschwerlich und ich blieb mehr als einmal knöcheltief im Morast stecken, aber die wunderschöne Landschaft die ich dafür durchqueren durfte machte alle Mühen wieder gut. 

Endlich wieder sonnigere Aussichten auf dem Speyside Way

Nach etwa 3 Stunden erreichte ich dann Glenlivet und damit die Hälfte der Tour für heute. Das Café der gleichnamigen Destillerie lädt zum Lunch ein. Anschließend entschloss ich mich spontan noch eine kurze Destillerietour mit Tasting einzuschieben. Bei Glenlivet problemlos möglich, da hier alle zehn bis zwanzig Minuten eine Führung startet, also keine Voranmeldung nötig. 

Whiskyfässer vor der Glenlivet Destillerie

Der zweite Teil führte dann anfangs recht steil bergan über den Cairn Liath zum Cairn Daimh, dem höchsten Punkt des Speyside Way. Obwohl ich unterwegs mit orkanartigen Winden zu kämpfen hatte, war dies mit Abstand der Schönste Abschnitt des gesamten Weges: Schmale Pfade, schottisches Hochmoor, verwunschene Wälder und wunderbare Aussichten auf die umliegenden Berge. Beim Abstieg geht es über Schafs- und Kuhweiden, mehr oder weniger querfeldein, bis in das gemütliche kleine Örtchen Tomintoul, wo es tatsächlich mehrere Pubs und Restaurants für das Abendessen zur Auswahl gibt. Außerdem gibt es hier auch einen kleinen Whiskyshop mit großer Auswahl, der auch nach Deutschland versendet.  

Tag 5: Ballindalloch nach Grantown

Am nächsten Morgen setzte mich der Taxi Transfer wieder am ehemaligen Bahnhof von Ballindalloch ab. Bevor ich jedoch auf dem Speyside Way starten konnte, hatte ich noch einen Termin in der Cragganmore Destillerie zur „Range Tour“. Als ich dort ankam wurde mir eröffnet, dass sich außer mir keiner für diesen Vormittag zur Besichtigung angekündigt hatte, und dass ich deshalb eine private Tour genießen dürfte. Das machte diese ohnehin schon exklusive Tour noch ein bisschen besser. Nach einem Kaffee und einer kurzen Einführung in die Geschichte der Destillerie durch meine sehr nette und kompetente Begleiterin im luxuriösen „Clubroom“ folgte eine Führung durch die Produktionsstätten bis ins „Warehouse", wo ich den ersten Whisky direkt aus dem Fass zu probieren bekam. Danach gab es dann zurück im Clubraum vier weitere Drams mit jeweils einem passenden Snack aus regionalen Spezialitäten. (Sehr zu empfehlen für den etwas anspruchsvolleren Whiskyfreund – unbedingt vorbuchen: https://www.malts.com/en-row/distilleries/cragganmore/

Eingangstor der Cragganmore Destillerie

Mit etwas Verspätung ging es dann los auf die doch noch recht lange Etappe nach Grantown. Hier verlässt man nach einigen Kilometern wieder die Bahnstrecke und den Spey und begibt sich in die Hills of Cromdale, auf den Weg in den Cairngorm National Park. Landschaftlich wird es nun sehr abwechslungsreich: Von einem dichten Kiefern- und Pinienwald (die seltene „Scots Pine“, die mich an die amerikanischen Redwoods erinnert, gibt es hier zu sehen) über Weiden und Auen offenbart der Weg auch hier immer wieder schöne Ausblicke auf das Flusstal des Spey. 

Regenbogen über dem Spey

Vorsicht! Im Frühjahr und Herbst wird in diesem Gebiet zur Fasan- und Moorhuhnjagd geblasen. Ich fand mich zu meinem Entsetzen nach einer Abzweigung plötzlich unvermittelt in der Schusslinie einiger Jäger, die mich zum Glück recht schnell bemerkten, aber doch sehr ungehalten auf mein plötzliches Auftauchen reagierten. Ein Warnschild oder gar Wegsperrungen sucht man vergeblich. Also immer auf der Hut sein! Nachdem ich bei Cromdale wieder kurzzeitig auf die ehemalige Bahntrasse gestoßen war, den Schrecken immer noch in den Gliedern, fing es schon langsam an zu dämmern. Das letzte, landschaftlich schöne Teilstück durch den Wald von Anagach legte ich daher mit doppelter Geschwindigkeit zurück und mein Nachtquartier in Grantown im Dunallan House erreichte ich gerade als die letzten Sonnenstrahlen hinter den Cairngorms verschwanden. Nach einem deftigen Steak Pie und einigen Pints Scotch Ale in der Craig Bar lud mich mein irischer Gastgeber Stephen noch auf einen „NightCab“ im Aufenthaltsraum des Dunallan House ein. Ein schöner Abschluss für einen anstrengenden und aufregenden Tag.  

Tag 6: Grantown on Spey nach Aviemore

Die letzte Etappe bildet den krönenden Abschluss einer sehr gelungenen Wanderreise und ist wie eine landschaftliche Zusammenfassung der letzten Woche. Auch das Wetter zeigte sich am letzten Tag sehr unschottisch und machte mir den Abschied sehr schwer. Der Weg der insgesamt deutlich anstrengender war als ich erwartet hatte, endet am Bahnhof in der Kleinstadt Aviemore, die das schottische Mekka für Outdoor-Fans ist. Rundum die Stadt bieten sich unzählige Möglichkeiten draußen zu sein von Wandern über Mountainbiken, Canyoning und  Paragliding bis zum Ski- und Snowboardfahren im Winter. Ich war Nachmittags schon zeitig am Ziel, da mich an diesem Tag ausnahmsweise mal keine Destillerietour „aufgehalten“ hatte und entschloss mich noch eine Rundtour mit der Dampflok der Strathspey Railway zu unternehmen. Ein schöner Abschluss, nachdem ich in den letzten Tagen so viele Meilen auf der Trasse gelaufen bin, wo dieser Zug früher verkehrte. Unterwegs hat man noch einmal wunderbare Ausblicke auf die Cairngorms und die heute gelaufene Etappe. (Wer schummeln will kann natürlich auch das letzte Stück der Etappe von Boat of Garden bis Aviemore direkt mit diesem Zug zurücklegen). 

Blick aus dem Zug der Strathspey Railway

Der Zug fährt dreimal täglich von Aviemore bis Broomhill und zurück. Hier finden Sie den Zeitplan des Zuges. In der Galerie finden Sie weitere Eindrücke von Max Wander- und Whiskyabenteuer oder schauen Sie sich doch unsere Wanderreisen in der Speyside-Region an.

 

Max Edlinger

Geschrieben von

Max Edlinger
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