Oft werden wir gefragt, wie anspruchsvoll die Alpenüberquerung auf dem Wanderweg E5 ist und ob wir die Tour unseren wandererfahrenen Kund:innen empfehlen können.
Grundsätzlich empfehlen wir den E5 nur erfahrenen Wanderern, die schon alpin gewandert sind. Daher ist es besonders wichtig, dass du deine Erfahrung und Kondition selbst richtig einschätzt. Um dir und uns dabei zu helfen, haben wir hier viele Informationen für dich zusammengetragen.
Die Alpenüberquerung auf der E5 von Oberstdorf nach Meran ist eine einzigartige Herausforderung und kann von konditionsstarken und erfahrenen Alpenwanderern in Angriff genommen werden. Für Wanderanfänger ist der E5 nicht zu empfehlen. Hier empfehlen wir eine leichtere alternative Alpenüberquerung wie Klosters - Tirano, Füssen - Meran oder Garmisch - Sterzing. Auf unserer Route des vielbegangenen E5 wanderst du antizyklisch und dadurch ruhiger, genießt den Komfort von Hotels/Pensionen und erhältst dein Gepäck 3x während der Reise, so dass du mit leichtem Rucksack wanderst. Du benötigst eine sehr gute Kondition, alpine Erfahrung und musst trittsicher und schwindelfrei sein. Wenn du ein wenig minimalistischer unterwegs sein und dein Gepäck selbst tragen möchtest, aber trotzdem in den Genuss von gemütlichen Unterkünften im Tal kommen möchtest, empfehlen wir unsere E5 Trekking-Variante.
Aus meiner eigenen Erfahrung am E5 hoffe ich, dass dieser Bericht dir als Entscheidungshilfe dienen kann bzw. dir einen besseren Einblick in diese besondere Fernwanderung zu erhalten.
Welcher ist der schwierigste Abschnitt auf der E5?
Den EINEN schwierigsten Abschnitt auf dem E5 auszumachen ist gar nicht so einfach. Ich denke, man sollte auf diesem Fernwanderweg unterscheiden zwischen Kondition und Technik.
Kondition:
Der konditionell schwierigste Abschnitt, ist nach meiner Meinung, die Etappe von Madau nach Zams auf dem Normalweg über die Memminger Hütte. Der Aufstieg zur Memminger Hütte ist schon relativ steil und beim Überqueren der Seescharte wird es ziemlich ausgesetzt und felsig. Doch der anstrengende Teil steht erst dann bevor: Es geht rund 2000 Höhenmeter bergab ins Tal bis nach Zams. Die Strecke zieht sich über ca. 10 Kilometer und die Füße und Gelenke werden hier sehr beansprucht. Doch man darf dabei nicht vergessen, dass sich der körperliche Aufwand mehr als lohnt! Das stolze Gefühl beim Übergang der Seescharte und die zahlreichen Weitsichten, umgeben von unberührter Natur, sind unbezahlbar und jede Mühe wert!
Ich empfehle diesen Wandertag früh zu starten, damit man ausreichend Zeit für Pausen hat und am Ende nicht hetzen muss, um vor Einbruch der Dunkelheit in Zams anzukommen. Außerdem können hier Wanderstöcke die Belastungen auf die Gelenke sehr erleichtern.
Technik:
Die technisch anspruchsvollste Etappe ist die Überschreitung vom Pitztal ins Ötztal bei dem das Pitztaler Jöchl auf knapp 3000 Metern Höhe überquert wird.
Der Aufstieg zur Braunschweiger Hütte hat es in sich, denn der Weg bahnt sich in steilen Serpentinen durch Gras- und Felshänge, teilweise mit Seilsicherung. Die Braunschweiger Hütte lädt zu einer Verschnaufpause mit Blick auf die atemberaubende Gletscherwelt ein. Hier kann man sich noch einmal stärken, bevor der weitere Aufstieg bis zum Pitztaler Jöchl bevorsteht. Über das Pitztaler Jöchl geht es über einen schwindelerregend steilen Grat und schließlich über grobes Blockwerk abwärts. Hier ist absolute Schwindelfreiheit unabdingbar, auch im Sommer kann hier Schnee liegen. Alternativ oder bei Schlechtwetter kann man von der Braunschweiger Hütte aus über das Rettenbachjoch aufsteigen. Diese Route ist nicht ganz so ausgesetzt, aber trotzdem nicht zu unterschätzten.
Diese Etappe mit nur ca. 8 km scheint recht kurz zu sein, hat es aber mehr in sich, da beide Übergänge äußerste Konzentration erfordern. Für mehr Sicherheit kann man hin und wieder die Hände zur Hilfe nehmen, um einen bessern Halt zu haben. Wanderstöcke sollte man auf dieser Etappe lieber im Rucksack lassen, da diese auf den schmalen Steigen und über das felsige Blockwerk eher hinderlich sein können.
Keine Frage - der Weg auf dem E5 zwischen Oberstdorf und Meran ist anstrengend, erfordert eine sehr gute Fitness und Wandererfahrung in den Bergen. Es handelt sich definitiv NICHT um eine Einsteiger Tour. Wenn du bereits einige Mehrtagestouren in den Alpen gemacht hast und sowohl die eigene Leistung als auch das Gelände einschätzen kannst, solltest du diesen Fernwanderweg, ggf. mit etwas Vorbereitung, unbedingt machen. Es ist eine unglaubliche Erfahrung!
Jeder einzelne Schritt lohnt sich!
Wenn du schon etwas bergerfahren bist, aber nicht ganz so lange Wandertage auf dich nehmen möchtest, können wir dir unsere E5-Relaxed Variante empfehlen. Hier sind die Wandertage sozusagen halbiert, da du sowohl im Tal als auch auf dem Berghütten übernachtest und so wesentlich kürzere Wanderungen vor dir hast. Die technische Schwierigkeit bleibt, jedoch wandert es sich gut ausgeruht wesentlich leichter. Bei dieser Relaxed-Variante wanderst du ein wenig entspannter auf kürzeren Etappen und verlässt hier und da den regulären Verlauf des E5 – ideal, wenn du mit etwas mehr Zeit und Muße über die Alpen wandern möchtest.
Wenn du dir unsicher sind, kontaktiere unser Expertenteam! Wir beraten dich gerne zu deiner individuellen Alpenüberquerung.
Sei aber nicht abgeschreckt - ist man regelmäßige Bewegung gewohnt und schwindelfrei, sollte man diese Reise unbedingt in Erwägung ziehen, denn für mich war es eines der spektakulärsten Abenteuer, die ich bisher erleben durfte!