Von der Bergwanderin zum Küstenfan
Ich bin eigentlich eine klassische Bergwanderin. Deshalb war ich lange Zeit davon überzeugt, dass das Wandern an der Küste zwar nett ist, aber recht schnell langweilig wird – Meer und Meer und Meer, irgendwie immer das Gleiche. Ich wurde jedoch eines anderen belehrt, als ich dann mit meiner Schwester die Küstenwanderung von Edinburgh nach St. Andrews unternommen habe – es war einfach fantastisch.
Im Vergleich zu anderen Küstenpfaden ist der Fife Coastal Path recht leicht. Mit Startpunkt in North Queensferry schlängelt sich die insgesamt 100km lange Tour an der Ostküste Schottlands entlang, durchquert dabei das Carlingnose Naturschutzgebiet, idyllische Fischerdörfer und führt an feinen Sandstränden entlang Richtung Norden. St. Andrews, die beschauliche schottische Kleinstadt mit der ältesten Universität des Landes bildet den Endpunkt der Reise.
Auch wenn ich bisher die Berge bevorzugt habe, hat mich diese Reise im Osten Schottlands wirklich begeistert. Da ich gar nicht sagen kann, was mir an der Reise am besten gefallen hat, habe ich Ihnen hier meine persönlichen Highlights zusammengestellt:
Manchmal kann es so einfach sein.
Bei manchen Touren, besonders bei den abgeschiedenen, ist das teilweise wirklich ein kompliziertes Unterfangen, vom Flughafen oder Bahnhof erst einmal zum Startpunkt zu gelangen, deswegen war ich ganz begeistert, dass die Anreise hier so einfach war. Einfach mit dem Flugzeug nach Edinburgh und vom Flughafen mit der Buslinie 747 (Richtung Halbeath Park & Ride) nach North Queensferry, fertig! Die Busse fahren alle 20 Minuten (ab Stance G, Preis £6,50) und die Fahrt dauert keine halbe Stunde – und schon kann der Urlaub starten. Auch die Rückreise gestaltet sich unkompliziert: Vom Stagecoach Busbahnhof in St. Andrews (City Road) gibt es regelmäßige direkte Verbindungen nach Glasgow und Edinburgh.
Ruhe, auch vor bösen Insekten
Im Mai und Juni ist in der Regel Hochsaison für Wanderreisen in Schottland. Dementsprechend war ich davon überzeugt, dass wir bei unserer Reise Anfang Juni sehr vielen anderen Wanderer begegnen und die B&Bs und Pubs stets voll sein würden. Im Gegensatz zu meinen Erwartungen war der Fife Coastal Path vollkommen ruhig – keine Menschen, nur Einsamkeit, Ruhe und die Schönheit der Natur. Auch in den B&Bs waren wir teilweise die einzigen Gästen, sodass es nie Probleme gab einen Tisch für’s Abendessen zu bekommen. Besonders ruhig war die letzte Tour nach St. Andrews – das einsame Terrain haben wir wirklich in vollen Zügen genossen. Die Natur zu genießen war unter anderem auch deshalb möglich, weil wir nicht von nervenden Stechmücken geplagt wurden, die in Schottland doch häufiger anzutreffen sind.
Strände so weit das Auge reicht
Was darf bei einer Küstentour nicht fehlen? Richtig, das Meer und Strände – und die gab es auf unserer Reise wirklich genügend. Die Pfade führten uns teilweise direkt am Wasser entlang, oder über kilometerlange Sandstrände. Besonders schön fanden wir die Strände in Leven, Largo Bay und Shell Bay. Sehr angenehm ist, dass es auf der gesamten Strecke kaum auf und ab geht. Auf dem Weg nach Elie über Earlsferry wartet auf die Mutigen jedoch noch ein kleines Abenteuer. Wenn Sie es sich zutrauen, nehmen Sie sich die Zeit und erkunden Sie den Elie Chainwalk, ein aufregender, 500 m langer Klettersteig entlang einer Reihe von Ketten, die an den Klippen befestigt sind (Dauer ca. 2 Stunden). Wer es ein bisschen entspannter haben möchte, kann eine Partie Golf auf einem der unzähligen Golfplätze einlegen.
Schockverliebt: Die romantischen Fischerdörfchen
Wo soll ich hier nur anfangen? Eine Ortschaft war schöner und romantischer als die nächste, sodass meine Schwester und ich uns bei jedem durchquerten Dorf vorstellten, wie schön es doch wäre, hier zu wohnen. Ein paar Orte sind mir dann aber doch besonders in Erinnerung geblieben, die sich auf jeden Fall für eine längere Pause lohnen: Aberdour (2. Reisetag) mit seinem Castle, Pettycur (3. Reisetag) mit seinem wunderschönen Strand, Dysart (3. Reisetag) mit seinen gemütlichen Bistros, mit herrlichem Blick auf den Hafen, Lower Largo (4. Reisetag) und Elie, ebenso wie St. Monans (5. Reisetag), Pittenweem bzw. Anstruther und schlussendlich Crail, wo man an vielen Straßenecken an die Zeiten erinnert wird, als das Örtchen noch vom Fischfang lebte.
Lecker war es auch
Bei diesen unzähligen wunderschönen Küstendörfern ist es natürlich nicht verwunderlich, dass es sich hier vor allem lohnt Fisch und Meeresfrüchte zu essen. Neben dem absoluten Klassiker Fish&Chips, empfehle ich vor allem fangfrische Krabben in Crail. Ein weiteres Muss in Schottland ist der traditionelle Afternoon Tea. Den können Sie beispielsweise direkt nach der ersten Wanderung im Kingswood Hotel genießen.
Mein absolutes Highlight war aber das Frühstück, das wir im Honeypot Crail genossen. Nicht nur das Omelette und der Kaffee waren herrlich, auch die herzlichen Gastgeber Edna und Graham machten den Aufenthalt unvergesslich. Den besten Ausblick beim Essen hatten wir auf unserer Reise definitiv im Ship Inn in Elie, denn die Terrasse des Restaurants befindet sich quasi direkt am Strand. Einfach traumhaft.
Top Tipp: Sie wollen noch nicht so schnell nach Hause? Gerade bei dieser Reise bietet es sich an, im Anschluss (oder am Start) noch einige Nächte in Edinburgh oder Glasgow zu verbringen. Dann genießen Sie nicht nur die einzigartige schottische Natur, sondern erleben auch diese wunderschönen, historischen Städte.