Die schöne, wilde und ungezähmte Natur erleben – dass ist es ja, worum es bei Wandertouren geht. Doch genau hier liegen auch ein paar Herausforderungen. So kann es trotz bester und gewissenhafter Vorbereitung passieren, dass du auf einer deiner Touren in eine Gefahrensituation kommen. Jetzt gilt es ruhig, besonnen und umsichtig zu handeln. Deshalb haben wir für dich ein paar hilfreiche Verhaltensweisen in besonderen Situationen zusammengestellt.
Verhalten bei Steinschlag
Steinschlag tritt leider völlig unberechenbar auf und lässt sich daher kaum voraussehen. Hinweise auf eine erhöhte Steinschlaggefahr sind schottriges Gelände, Wege unterhalb von Felswänden und entsprechende Hinweise in Karten, Tourenbeschreibungen oder durch Schilder vor Ort.
Durchquere solche Zonen zügig und nimm deine Umgebung aufmerksam wahr. Vermeide es, dich in steinschlaggefährdeten Zonen unterhalb von anderen Personen oder Tiergruppen aufzuhalten. Auch Steinböcke, Gämsen, Ziegen, Schafe oder Hunde können Steine lostreten.
Wenn du herabfallende Steine hörst, versuche hinter einem großen Block Schutz zu suchen. Mache dich so klein wie möglich und nutze deinen Rucksack, um deinen Kopf zu schützen. Ein Weglaufen aus der Gefahrenzone ist nur ratsam, wenn der Weg einfach und sicher ist, sonst riskierst du weitere Stürze und Verletzungen.
So meisterst du Altschneefelder
In den Bergen müssen Sie bis in den Hochsommer damit rechnen, auf deinem Weg auf Altschneefelder zu treffen. Diese sind nicht grundsätzlich gefährlich, benötigen aber erhöhte Aufmerksamkeit. Ob ein Altschneefeld als kritisch zu betrachten ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Gefahren beim Queren solcher Felder sind das Einbrechen in darunter fließende Flüsse/Bäche, das Ausrutschen mit Verletzungs- und Absturzgefahr am Ende des Feldes und die Gefahr von herabstürzenden Schneemassen oberhalb von Ihnen getroffen zu werden.
Erreichest du ein Altschneefeld, so prüfe als Erstes, ob es unterspült sein könnte. Hinweise sind deutlich sichtbare Bäche/Flüsse, gluckernde Geräusche und typische Geländeformen. Betritt das Schneefeld nicht, wenn sich darunter ein Wasserlauf befindet, denn von oben lässt sich die Tragfähigkeit des Schnees kaum beurteilen. Ein Einbrechen geht meistens einher mit Verletzungen, Unterkühlung oder auch Ertrinken.
Prüfe bei Altschneefeldern außerdem, ob oberhalb deiner Route weitere Schneemassen im steilen Gelände liegen, die sich jederzeit von selbst oder durch Sonneneinstrahlung im Laufe des Tages lösen können. Halte dich in diesen Bereichen nur so kurz wie möglich auf oder vermeide sie ganz.
Als nächstes beurteile die Steilheit und die Schneequalität des Altschneefelds dahingehend, ob du im Falle eines Ausrutschens sofort Fahrt aufnehmen würdest oder gestoppt würdest. Harte, gefrorene Schneefelder mit vereister Oberfläche bergen ein höheres Gefahrenpotential als Felder mit weichem Schnee in der Mittagssonne. Sieh dich außerdem den Auslaufbereich des Schneefeldes an. Wo würde eine längere Rutschpartie enden? Besteht die Gefahr von Absturz oder mündet das Feld in eine flache Wiese?
Suche dir zur Überquerung eine Stelle an der das Altschneefeld so flach wie möglich ist und trete waagrechte Tritte in den Schnee. Jeder Schritt sollte dabei absolut sicher angelegt sein. Entweder verwendest du deine Schuhkanten oder trittst kräftig mit deinen Fersen in den Schnee, wenn du ein Schneefeld herunter gehen musst. Verwende zusätzlich deine Trekkingstöcke für mehr Stabilität und lege bei vereisten Verhältnissen deine Spikes/Grödel/Schneeketten an deine Schuhe.
Was tun, wenn du die Orientierung verloren hast?
Solltest du in die Situation geraten, dass du auch mit allen Hilfsmittel wie Karten, Handy, Kompass, Geländeformen, Sonnenstand nicht mehr genau sagen können, wo du bist, bleibe in jedem Fall auf einem Weg. Versuche nicht über wegloses Gelände auf- oder abzusteigen. Hier besteht immer die Gefahr von Absturz und du verirrst dich noch weiter. Gehe entlang deiner Spuren zurück, bis du wieder eine Markierung, einen Wegweiser oder ein anderes deutliches Zeichen z.B. einen See, eine Hütte etc. findest. Versuche von hier aus immer dem Prinzip des größten/breitesten Weges zu folgen, bis du in bekannte Gebiete kommst oder andere Menschen um Hilfe fragen können. Lies hier unsere 10 Orientierungstipps zum Wandern nach, um auf deiner Wanderreise nicht die Orientierung zu verlieren!
Stehst du bereits in schwierigem Gelände mit Absturzgefahr, so bleibe vor Ort und rufe Hilfe. Setze einen Notruf immer so früh wie möglich vor dem Einbruch der Dunkelheit ab. So haben Rettungskräfte eine bessere Chance, dich zu finden und zu dir zu kommen.
Im Falle eines Unfalls
Die Bandbreite an möglichen Bergunfällen ist sehr groß. Genauso wie bei Unfällen in anderen Lebensbereichen gilt auch hier immer – denke zuerst an deine eigene Sicherheit, rufe Hilfe, leiste lebensrettende Sofortmaßnahmen und führe Maßnahmen nach Notwendigkeit durch. Dein Handlungsspielraum in den Bergen ist sehr gering. Deshalb gilt es, ruhig und zügig Entscheidungen zu treffen. Behalte dabei immer die Wetterlage, die Tageszeit und deine Reserven wie Essen, Trinken, warme Kleidung etc. im Kopf. Warte nicht lange, sondern hole Hilfe, so schnell es geht.
Wenn du auf die Bergrettung warten musst, so ziehe dich und die verletzte Person warm an, packe herumfliegendes Material ein und mache durch auffällige Kleidung und Winken auf dich aufmerksam.
Mache dich bereits vor deiner Tour mit den wichtigen Notrufnummern der Region, sowie dem Alpinen Notsignal (alle 10 Sekunden ein Signal geben, 1 Minute Pause, Wiederholen) vertraut. Oft ist dieses auch auf der Innenseite deiner Rucksack-Deckeltasche aufgedruckt.
Vorbeugen und Vorbereitet sein
Die beste Art und Weise Notsituationen so gut es geht zu vermeiden, ist eine entsprechende Vorbereitung und Auswahl der Route. Wenn du keine Bergerfahrung hast, starte mit leichteren Touren und wage dich schrittweise auf schwierigeres Gelände oder Anspruchsvolle Touren heran. Oder wenn du beispielsweise zum ersten mal eine etwas schwierigere Tour ausprobierst, lohnt es sich oft eine Route zu wählen, bei der du ohne Probleme auf einen Plan B, eine leichtere Strecke oder eine Abkürzung ausweichen kannst. Mache dich im Vorfeld mit deiner Route und den möglichen Ausweichmöglichkeiten vertraut!
Bedenke, dass auch Wetterumschwünge eine große Rolle spielen können, gerade in den Alpen. Dazu lies unseren Blogbeitrag zu Bergwetter.
Unterschätze nicht den Abstieg. Nicht das Gipfelkreuz ist das Ziel, sondern deine Unterkunft für den jeweiligen Tag. Für einen langen oder steilen Abstieg benötigst du ggf. viel Konzentration und Kraft.
Plane ausreichend Zeit und Pausen ein. Bei Wanderungen ist in der Regel nur die reine Gehzeit angegeben. Vielleicht nimmst du dir gern unterwegs Zeit um Fotos zu machen oder einfach die Landschaft zu genießen? Plane ausreichend Zeit dafür ein!
Nimm die richtige Verpflegung mit. Weitere Tipps dazu findest du in unserem Blogbeitrag zum Thema optimale Verpflegung auf der Wandertour.
Bedenke deine jeweilige Tageskondition. Es kann immer mal passieren, dass man einfach einen "schlechten" Tag hat und nicht so Leistungsfähig ist, wie sonst. Wenn du merkst, dass dir die Wanderung nicht so leicht fällt wie normalerweise, merkst du das oft bereits früh am Tag. Plane deinen Tag entsprechend um, falls möglich. Plane mehr Gehzeit und längere Pausen ein. Im Zweifel brich lieber ab oder nimm eine Abkürzung wo möglich. Das wichtigste ist, dass du wohlbehalten wieder zu Hause ankommst!
Eine Grundausstattung an Erste-Hilfe Material solltest du immer im Tagesrucksack mitführen. Oft gibt es die kleinen und handlichen Notfallkits im Outdoorshops bereits fertig gepackt und handlich für den Tagesrucksack zu kaufen. Prüfe diese vorher genau auf Inhalt!
Bereit für die nächste Tour?
Unsere Experten beraten dich gerne dabei die richtige Wanderreise für Ihren Fitnessgrad und Ihre Alpenerfahrung zu finden. Kontaktiere uns gerne, oder stöbere in unseren individuellen Wanderreisen. Du möchtest eine alpine Wanderreise unternehmen? Dann schau dir unser Angebot an!
Auch wenn wir alle hoffen, dass du niemals in eine solche Gefahrensituation gerätst, so lässt es sich bei Wandertouren nicht ganz ausschließen. Von daher ist es gut, wenn du dich bereits im Vorhinein schon mal mit der Frage „Was ist wenn...?“ beschäftigt hast. Mit unseren Anregungen hier hoffen wir, dich dabei etwas unterstützen zu können. Wir wünschen dir zu jederzeit eine sichere Tour und eine gesunde Rückkehr.